Bollerwagen
Der gemeine Bollerwagen an sich verfügt über ein Chassis aus Stahlrohr mit vier Rädern, wovon die vorderen zwei über eine Zugdeichsel mit Lenkschemel lenkbar sind. Die Konstruktionen sind so vielfältig wie die Hersteller. Durchgesetzt in den Kitas haben sich die Wagen mit Luftreifen des Formats 3.00x4. Die Achsen haben meist einen Durchmesser von 20mm. Sie sind echte Arbeitstiere und werden schwer belastet, denn es gilt alles mögliche mitzunehmen, damit der Ausflug ein Erfolg wird: Kinder, Spielzeug, Verpflegung und sonstige Helferlein. Und da kommt auch schon das erste Hindernis, falls die Räder umso platter werden, je mehr man einlädt. Ein Bollerwagen möchte seine Räder alle 6 Monate aufgepumpt haben. Die Räder verlieren mit der Zeit Luft, das liegt an dem Material, das für die Schläuche verwendet wird. Sehr selten nur sind die Ventileinsätz defekt ( System: Autoventil ). Doch es kann auch schlimmer kommen. Hier mal ein Beispiel, an dem die Vorderachsaufnahme durch Überlastung komplett verbogen war. Es galt eine Stütze für die Deichselaufnahme einzuschweißen:
Bollerwagen Chassisverstärkung
Bollerwagen Deichselbruch
Ein anderer Wagen litt unter mangelndem Kraftschluß zwischen Deichsel und Wagen, das Aufnahmerohr der Deichselstange war einfach abgerissen:
Hier eine Lösung aus zwei Stücken Winkeleisen (25mm Schenkellänge außen, 70mm Länge). Dabei war das Maß der Deichselaufnahme 40x20mm. Unter der Deichselaufnahme mußten von dem Schenkel der Winkeleisen jeweils etwa 2mm abgefeilt werden damit das paßt. Die Bohrungen haben 8mm Durchmesser, so daß stabile M8er Bolzen verwendet werden konnten.
Bei dem nächsten Fahrzeug hatte die Deichsel enorm viel Spiel, denn die Führungsbuchse für den Lenkbolzen war aus der Deichsel herausgebrochen. Also wieder schweißen:
Hier noch weitere Exemplare, die Schrauben, Muttern, Klebstoff und weitere Pflege benötigten. Damit es länger hält, gilt es die Verschraubungen mit Loctite zu sichern, oder selbstsichernde Muttern zu verwenden.
Der Bollerwagen, der untergestellt werden wollte (rechtes Bild) überraschte mich drei Jahre später, denn seine Zugstange war verlorengegangen. Folglich bekam er eine neue. Die Aufnahme in der Deichsel war 25mm breit, die Bohrung war etwa 120mm lang mit einem Durchmesser von 8mm. In der Werkstatt fand ich ein Stück Dachlatte (44x22mm) und ein Stück Besenstiel (22mm Durchmesser) als Griff. Die Dachlatte bekam noch eine 40mm lange Schraube hinter der 8mm-Bohrung, damit das Holz nicht reißt und die Bohrung bekam eine Verstärkung mit einem Stück Stahlrohr (Außendurchmesser 10mm, Innendurchmesser 8mm). Die Verschraubung bestand aus einem Stück Gewindestange mit Scheiben und gewöhnlichen Muttern, die mit Loctite gesichert wurden.
Bollerwagen Achsbruch:
Hier mal ein Bollerwagen, bei dem auch die Räder aus Holz gefertigt sind. Schöne, aufwändige Konstruktion. Die Hinterachse (10mm Durchmesser) war an der Verschraubung zum Chassis gebrochen, was auch darauf zurückzuführen ist, daß die Kinder ihn mit dem Hausstand einer vierköpfigen Familie beladen, um dann im Sandkasten genügend Spielzeug zu haben. Da am abgebrochenen Stück der Achse noch etwas Material übrig war, konnte diese durchbohrt und mit einer langen Schraube wieder am Chassis befestigt werden. Mal sehen, ob es hält. Sonst braucht es eine neue Achse (L:570mm, Bohrungen 370mm Abstand, D:10mm).
Der nächste stand einsam in der Ecke und ein Rad war abgebrochen. Naja, der Achsstumpf war gebrochen. Hmm, eine elegante Konstruktion, ein FabiMax Bollerwagen. Schaut man sich das Ding an, so sollte man ihn nur in Innenräumen einsetzen. Er wurde sehr konservativ konstruiert, eine Menge Keile sichern den Aufbau. Das ist ungünstig, da sich die Keile im Spielbetrieb lockern und verlorengehen. Also Keile mit einem Tröpfchen Holzleim sichern. Der abgebrochene Achsstumpf wurde glattgesägt und das Rad mit einem Distanzrohr, Anlaufscheiben und einer langen Holzschraube wieder befestigt. Zufällg paßte eine Kunststoffhülse, die bei den Flüsterrädern für Bobbycars mitgeliefert werden. Dann galt es noch die Befestigung des Korbes nachzuziehen, fehlende Muttern zu ergänzen und das alles mit Loctite zu sichern.
Bollerwagen Radbefestigung
Dann schauen wir uns mal die Befestigung der Räder an. Bei den luftbereiften Bollerwagen gibt es zwei Achsdurchmesser, 20mm als Standard und 25mm bei den hochwertigeren oder auch größeren. Die Räder sind je nach Hersteller auf der Achse verschieden befestigt: -mit Starlockkappen, -mit Formfeder oder Splint durch eine radiale Querbohrung der Achse außen, -mit einem Spreizdübel mit Pilzkopf, der nach Einschieben in das Achsrohr mit einer Schraube gespreizt wird. Egal womit die Räder befestigt sind, die Dinge können verlorengehen. Also braucht es ein universelles Hilfmittel zur Reparatur. Dazu besorgt man sich Unterlegscheiben mit einem Innendurchmesser von 19 bzw 21mm, Rohrendkappen aus Kunststoff ( 22 und 25mm), die bei der Reparatur von Fahrzeuglenkern Verwendung finden und entsprechend lange Schrauben M5 (40mm) bzw. M6 (40mm) mit Muttern. Die Rohrendkappe bekommt am Schaft vier Einschnitte mit einem Messer, daß er sich spreizen kann. Jeweils eine Scheibe wird nun auf die Rohrendkappe aufgesteckt. Dann drechselt man sich konische Druckstücke aus Holz, die den Schaft der Kappe aufspreizen können. Damit das passieren kann, wird die Anordnung durchbohrt und die Schraube eingesetzt. Die Mutter soll beim Anziehen nicht durchdrehen, daher wird sie in das Druckstück unten eingepreßt.
Neben einem platten Schlauch (16“) brauchte die Radbefestigung dieses Bollerwagens ein wenig Aufmerksamkeit. Eigentlich sollte eine Formfeder aus Draht das Rad sicher auf der Achse halten. Nur gehen halt einfach aufgesteckte Teile gerne mal verloren. Daher fiel die Wahl auf einen Splint mit Anlaufscheibe
Bollerwagen Beachtrekker:
Eine interessante Konstruktion. Der Bollerwagen ist faltbar. Die luftgefüllten Hinterräder haben das übliche Format 3.00x4, die Vorderräder sind kleiner und auch luftgefüllt. Ich wurde zu einem Waldkindergarten gerufen, der dieses Teil im Einsatz hat. Sie packen jeden Morgen den Wagen und dann geht es mit den Kindern ab ins Gelände. Umso schlimmer, wenn dann die Deichsel abreißt. Das war das Problem. Glücklicherweise paßte der zusammengelegte Wagen in den Kofferraum des Diesel und es ging ab in die Werkstatt. Die Deichselaufnahme ist ein Rohr mit 30mm Durchmesser. Die Wandstärke des Rohres ist vielleicht 1,2mm. Nicht sonderlich üppig. Naja, und da ist das Material halt gebrochen. Glücklicherweise steht die Deichselaufnahme etwa 30mm über, so daß man eine Hülse überziehen kann. Hierfür fand ich ein Rohr mit 35mm x 2mm Wandstärke. Davon schnitt ich 30mm ab. Da es verzinkt war, wurden innen die unregelmäßigen Zinkspuren ausgefeilt und so konnte die Hülse auf die Deichselhalterung aufgetrieben werden. Nun brauchte es noch eine 8mm-Bohrung für die Deichsel und 10mm tiefer eine 8er-Bohrung um 90 Grad verdreht für die Befestigung. Durch die zweite Bohrung kam eine Inbusschraube mit 50mm Länge, da die Befestigung mit zwei Muttern gemacht wurde, die gekontert wurden. Der Vorteil ist der, daß die Deichselhalterung dadurch nicht gedrückt wird und ein leichtes Lenken weiterhin möglich ist. Beim weiteren Durchsehen fiel mir ein Provisorium auf, das sich jemand ausgedacht hatte. Die Räder sind mit eigentlich mit Federsteckern auf den Achsen arretiert. Netter Einfall des Konstrukteurs, denn man kann die Räder schnell abnehmen. Hat den kleinen Nachteil, wenn die Federstecker verlorengehen, gehen auch die Anlaufscheiben verloren und die Räder verschleißen schnell an den Seiten. Also braucht es neue Anlaufscheiben. Das Format ist 36mm außen, 25mm innen und eine Stärke von 3mm. Dies läßt sich aus Unterlegscheiben für M20 drehen. Damit die Räder dauerhaft halten, wurden 5mm Splinte verwendet.
Zwei Wochen später erreichte mich der Ruf, daß ein Rad des Wagens platt sei. Also zwei Räder eingepackt und hin. Die Hinterräder sind mit Federsteckern gesichert, da ist das Auswechseln ein Klacks. Bei der Untersuchung des Rades in der Werkstatt stellte es sich heraus, daß ein Stachel eines Busches die Decke und den Schlauch durchstoßen hatte. Das Flicken war zwar einfach, jedoch gab mir die Situation zu denken und ich schaute mal bei einem Internetauktionshaus nach, wie weit pannensichere Räder mittlerweile im Preis heruntergegangen sind. Kleine Besonderheit, die Räder brauchen eine Achsbohrung von 25mm (üblich sind 20mm) und eine maximale Felgenbreite von 75mm. Hier werden Räder sogar mit Nadellager für etwa 15€ pro Stück angeboten. Diese Investition lohnt sich doch, besonders wenn man sich täglich darauf verlassen muß. Habe ich empfohlen, mal sehen, ob der Kindergarten sich dafür entscheidet. Haben sie gemacht und so sind platte Räder keine Spaßbremse mehr. Aber die Geschichte geht weiter und so bekam ich einen Anruf, daß etwas vorne und etwas hinten defekt sei. Ahja. Vorne waren die beiden Ösen der Zugstange ausgerissen und von einem Hinterrad war die Lagerung weg. Teile ausgebaut und mit in die Werkstatt genommen. Bei dem Rad ließ sich die Lagerung eines der abgelösten Rades passend umbauen, die Zugstange war schwieriger zu reparieren. Hier fand ich einen Winkel in der Resteschublade, aus dem sich zwei Klammern schneiden ließen, die dann an der Zugstange verschraubt wurden. Auf ein Neues. Der Wagen wird aber auch sehr stark beansprucht.
Naja, das hielt wieder eine Weile, dann kam der Anruf, dass ein Hinterrad abgebrochen sei. Also wieder hin und die Bescherung angeschaut. Wie auf den Fotos ersichtlich, sind die Hinterräder an einem Arm befestigt. Dieser war vom Chassis abgebrochen. Das wars dann von meiner Seite, denn der Arm besteht aus Leichtmetall, das kann ich mit meinem Gerät nicht schweißen. Und bei der Belastung des Wagens durch die Gruppe halte ich es nicht für möglich, eine haltbare Lösung mit Blechen und Rohren zu bauen. Das war es dann auch für dieses Wägelchen.
Bollerwagen Erweiterung
Soll mit dem Bollerwagen nur ein Kind transportiert werden, kann man sich eine nützliche Erweiterung selbst bauen. Die Idee kam mir, als ein neues Tageskind in die Familie kam und ich einen zerbrochenen Buggy im Sperrmüll fand. Bei einem Bollerwagen ist meist auch ein Sitzbrett für ein Kind dabei, dies ist jedoch für ein kleineres Kind nicht geeignet, da es mangels geeigneter Halterung aus dem Wagen fallen kann. Also los: Ein Brett als Rückenlehne aus einer Siebdruckplatte geschnitten, das so breit ist, wie die Ladefläche des Wagens unten. Oben an das Brett kommt seitlich je ein abgerundetes Stück, das den Kopf seitlich stützen soll. Die Lehne wird mit dem Sitzbrett mittels zweier Scharniere verschraubt. Nun befestigt man den Stoffteil des Buggies auf diesem Winkel. Besonders das Gurtzeug will kräftig verankert werden. Dann zum Bollerwagen; er bekommt eine Leiste als Anschlag für das Rückenbrett auf die Ladefläche, damit es nicht nach vorne rutschen kann. Die oberen hinteren Schrauben, die die Seitenbretter des Bollerwagens halten, werden nach innen um etwa 20mm verlängert. Dadurch rutscht das Sitzbrett beim Einsetzen des Winkels unter diese Schrauben und es wird vermieden, daß das Kind mitsamt dem Sitz aufstehen kann, wenn es festgeschnallt ist. Oben in die Rückenlehne wurde noch ein 30mm Loch gebohrt, um den Winkel schnell einsetzen und entnehmen zu können. Auch hat man damit schon die Möglichkeit, den Umbau irgendwo aufhängen zu können, wenn er nicht benötigt wird. Unserem kleinen Mädchen hat es bei einigen Ausfahrten eine Menge Spaß gemacht, denn man kann im Bollerwagen vieeel mehr Spielzeug für den Spielplatz mitnehmen. Für die Beste von Allen, die das Ding ziehen muß, habe ich die Räder auf den Achsen besser geschmiert und den Luftdruck erhöht....( hüstel ).