Waschvollautomat Miele Novo Super W933
Unsere Tochter hatte eine ältere Waschmaschine, die vor einem Jahr unrettbar den Geist aufgab. Als alter Miele-Fan empfahl ich ihr die Marke und schwärmte in den höchsten Tönen von den Produkten. Nur fehlte ihr das nötige Kleingeld für eine neue. Also warum nicht nach einer gebrauchten Ausschau halten. In meinem bevorzugten Bilderbuch (eine Internet-Auktionsplattform) wurden einige Maschinen angeboten. Allen ist gemein, daß der Verkäufer auf Abholung besteht. Wenn jetzt also ein interessantes Modell in der Nähe angeboten werden würde und sie eine Transportmöglichket organisieren könnte....Mit diesem Tipp entließ ich sie und nach zwei Wochen berichtete sie den Erfolg. Eine ältere Dame verkaufte ihr eine Miele W933 und aufgestellt sei sie auch schon. Etliche Zeit verrichtete die Maschine ihren Dienst, dann entstanden Schwierigkeiten beim Abpumpen der Lauge. Ein Tipp, die Laugenpumpe aufzuschrauben und den Innenraum zu reinigen, brachte doppelten Erfolg. Zum einen kamen neben Kleinigkeiten, die man so in den Hosentaschen trägt auch einige Münzen zum Vorschein, zum anderen pumpte die Maschine wieder sauber ab. Dann hörte ich, daß es nach einem schweren Unwetter einen Wassereinbruch durch ein Kellerfenster gegeben hätte und Wasser sei über die Maschine gelaufen. Da sie jedoch auf einem Podest in der Waschküche stand, sei nichts unten in die Maschine gelaufen. Töchterchen rieb alles trocken und weiter ging's. Nach einer weiteren Zeit kam eine heftigere Meldung, die Trommel würde sich nicht mehr drehen und die Tür ließe sich nicht mehr elektrisch öffnen. Programmauswahl würde prima funktionieren, Wasser läuft auch ein, aber nichts dreht sich. So, jetzt hatte ich den Fehler an der Backe, denn ich hatte ihr ja eine gebrauchte Maschine empfohlen. Also hin und nachgeschaut. Die Maschine läßt sich für Servicearbeiten öffnen, indem man die Pulverschublade entfernt und dann in der Gegend drei Kreuzschlitzschrauben herausdreht. Dann wird das Bullauge geöffnet und drei Maschinenschrauben (SW10) entfernt. Nun öffnet man die Tür zur Laugenpumpe und hängt den Schlauch für die Restmengenentleerung aus. Dann ist dort noch unten am Gehäuse eine Feder, die man etwas nach unten biegt. Dann kann man die Frontseite der Maschine aufschwenken. Sehr komfortabel. Aber bitte vorher die Maschine stromlos machen! Der elektrische Türöffner wird durch eine Taste betätigt, die über eine Platine mit dem Magneten des Türschlosses verbunden ist. Hier gab es bei den Steckverbindungen eine Menge Korrosion und Kalk. Nach einer Reinigung ging das wenigstens wieder. Die Verkabelung wurde auf Scheuerstellen und Brüche geprüft und die üblichen Verdächtigen ausgebaut und mitgenommen (Leistungselektronik, Motor und Schaltplan). In der Werkstatt zeigte sich der Motor nach einer Reinigung intakt, Lager gut, Schleifkohlen ausreichend lang. Die Leistungselektronik war unauffällig (keine Schmorstellen oder defekte Bauteile feststellbar, Kontakte gereinigt). Beim Internet-Auktionshaus fand ich jemanden, der eine Reparatur der Leistungselektronik anbot. Faire Geschichte, denn wenn die Elektronik nichts hat, bekommt man sie für eine Überprüfungspauschale wieder zurück. Also eingepackt und abgeschickt. Einige Tage später kam das Päckchen wieder zurück mit der Bemerkung: “Guten Tag, die Elektronik ist nicht defekt“. Suuper, also weitersuchen. Alles wieder eingebaut, Trommel dreht immer noch nicht. Nun die Bedienelektronik ausgebaut, zerlegt und die Kontakte gereinigt. Geht prima mit einem Glaspinsel. Dabei fiel mir auf, daß die Gegend um zwei 100Ohm-SMD-Widerstände verschmort war. Nun schaute ich nach einem gebrauchten Bedienteil und wurde nach einer Woche fündig. Die Widerstände waren auf diesem Teil nicht verschmort. Eingebaut, Probelauf, die Trommel drehte wieder. Nach einem Sieger-Fanta (der Diesel wartete ja draußen) wieder nach Hause. Zwei Tage später hörte ich, daß die Maschine beim Laufen einen Kurzschluß produzierte und neben der Sicherung auch der FI der Unterverteilung ausgelöst hatte. Außerdem würde es in der Waschküche verschmort riechen. Sehr interessant. Wieder hin. Das Bedienteil war wieder in der Gegend der zwei Widerstände verschmort, der Widerstanderstandswert war jedoch noch korrekt. Der ausgelöste FI deutet auf einen Erdschluß hin. Motor war schon diesbezüglich gemessen, kam noch der Heizkreis in Frage. Nichts zu messen. Isolierung einwandfrei, zumindest mit dem Multimeter. Nun habe ich den Heizkreis am Heizungsrelais abgeklemmt und ein Miniprogramm gefahren. Starkes Fernsehprogramm: Wasser, rechtsrum, linksrum, dezentes Geknurre vom Motor. Bei Restlaufzeit 32min lief dasProgramm nicht mehr weiter, dann sind wohl die Heizzyklen. Stufe übersprungen, Programm lief zu Ende. Ok, das sollte es sein. Ein neuer Heizkörper mußte her. Die W933 hat zwei zu je 115V, die in Reihe geschaltet sind. Ersatzweise werden auch Heizkörper mit 230V Betriebsspannung angeboten. Da nicht auszumessen war, welcher der beiden Heizkörper defekt war, fiel die Entscheidung zu Gunsten des 230V-Modells. So einer wurde beschafft. Beim Einsetzen macht es Sinn, die Gummidichtung des Heizkörpers etwas zu schmieren, dann geht die Dichtung leichter rein. Die Verkabelung wurde entsprechend angepaßt. Erneuter Probelauf mit Miniprogramm. Die Heizung lief und Sicherung und FI blieben drin. Erneutes Sieger-Fanta. Seitdem läuft die Maschine wieder einwandfrei. Puuh. Da die Maschine auch schon ein gerüttelt Alter hat, ist es schön zu wissen, daß auch die Bedienungsanleitung noch verfügbar ist, man muß sie bei Miele nur anfordern und bekommt sie als .pdf.
Ein Jahr später erreichte mich die Mitteilung, daß die Maschine direkt nach dem Einschalten den Sicherungsautomaten zum Auslösen bringt und es hätte danach in der Bedieneinheit über den Schaltern gefunkt und gestunken. Was das nun wieder ist. Die Maschine wurde geöffnet und die Schalterplatine ausgebaut. Das ist die kleinere neben dem Bedienteil. Hier läuft eine Menge zusammen, wie z.B. der Einschalter für die Elektronik und die Betätigung des Türschlosses. Die Leiterbahnen waren vergammelt und zum Teil durchgebrannt. Hier hat wohl der Wasserschaden vor einiger Zeit noch Folgen gehabt. Außerdem waren die Kontakte der Steckverbindungen an den Kabeln oxidiert. Ab in die Werkstatt mit dem Zeug. Eine Schaltereinheit war im Internetauktionshaus meiner Wahl gebraucht nicht zu bekommen (Teilenr. 3743561), so wurde das Modul repariert. Die Leiterbahnen wurden mit Drahtbrücken ausgebessert, Steckkontakte an der Karte mit Bügeln aus Schaltdraht wieder instand gesetzt. Die Kontakte der Schalter wurden nachgelötet und interessanterweise gab es schwarze Spuren zwischen den Kontakten. Das verkohlte Pertinax wurde sorgfältig ausgekratzt. Dann wurden die Kontakte der Anschlußkabel noch durchgesehen und gereinigt. Nach dem Einbau der Schaltereinheit in die Maschine lief sie wieder einwandfrei. Irgendwie komme ich zu dem Schluß, daß man eine Waschmaschine mit einem Wasserschaden eigentlich nur noch wegwerfen kann, oder man bläst sie sofort mit reichlich Preßluft aus, um die Feuchtigkeit sofort nach Eintritt des Ereignisses zu entfernen.
Ein halbes Jahr später wurde ich völlig von der Meldung überrascht, daß die Maschine nun gar nichts mehr machen würde. Die Bedieneinheit blieb dunkel, das Bullauge ließ sich nicht mehr über die Taste öffnen, und überhaupt... Habe ich mir alles geduldig angehört. Also hin. In der Tat, alles war dunkel. Also mal die üblichen Verdächtigen gemessen: Die Schalter der Tastenplatine waren in Ordnung. Der Schalter am Boden für das Leckwasser war in Ordnung. Die Kontakte an den Platinen für das Flachbandkabel wurden wieder mal mit einem Glaspinsel gereinigt, die Kontaktleisten des Flachbandkabels mit einer Zahnbürste. Nichts half, die Maschine war richtig bockig. Daher habe ich die Leistungselektronik mal in die Werkstatt mitgenommen. Alles sah gut aus und die Messungen mit einem Ohmmeter gaben bei den Leistungshalbleitern keine Hinweise. Dann kam die Platine unter das Stereomikroskop und ein SMD-Transistor zeigte einen Fleck oben auf dem Gehäuse. Die Messung zeigte, daß er zwei Unterbrechungen hatte. Die Beschriftung war noch lesbar, es war ein 1F. Ein NPN-Transistor. Zufällig hatte ich noch 3G Transistoren da, die PIN-Belegung ist gleich, die Kennwert ähnlich. Neuen Transistor eingelötet und den ganzen Kram wieder in die Maschine eingebaut. Und oh Wunder, das Ding lebt weiter. Mal schauen, was als nächstes kommt.