Nähmaschine Meister 2760 automatic, Privileg zick-zack spezial

An einem Sonntag schaute ich mal wieder die Kleinanzeigen eines großen Internet-Auktionshauses durch. Dort bot eine Dame drei Nähmaschinen an, die zu verschenken wären. Für eine Flüchtlingshilfe suche ich so etwas, also mal gemeldet und Glück gehabt, denn ich war der erste, der sich dafür interessierte. Am folgenden Tag fuhr ich nach Hemsbach und holte die Maschinen ab. Zusätzlich gab es noch eine Abdeckhaube ohne Unterteil dazu. Als Dankeschön hatte ich eine gute Flasche Rotwein und noch etwas Konfekt zum Naschen dabei. Eine der Maschinen war eine Meister 2760 automatik. Die Firma Meister ist ja eine traditionsreiche Firma, die dann von Husqvarna übernommen wurde. Die Maschine stammt wohl aus dieser neueren Zeit. Vielleicht gibt es auch eine Husqvarna 2760. Glücklicherweise war sie vollständig, hatte einen Anlasser dabei und war schonend in einem Koffer aufbewahrt. Sie hat einen Doppelumlaufgreifer und ist recht servicefreundlich gebaut. Die Abdeckung des Freiarms läßt sich nach Lösen einer Schraube nach oben entnehmen. Nach Abnehmen des oberen Deckels wird die Stichautomatik sichtbar. Sie funktioniert mit Fühlern, die auf einer Kunststoffwalze laufen. Diese war längs gerissen, jedoch hat dieser Riß die Stichbilder nicht beeinflußt. Also konnte ich das so belassen. Umso besser, da über die Maschine im Internet nichts bekannt ist, geschweige denn, daß Ersatzteile angebote werden. Zunächst wurden peinlich genau alle Fadenreste und Fusseln aus der Maschine entfernt. Dann gab es einen Öl- und Schmierdienst mit Ballistol, einem harzfreien Waffenöl. Die Maschine hat noch die Lager, die geölt werden müssen. Dies erkennt man daran, daß die Lagerstellen Bohrungen haben, in die das Öltröpfchen zu träufeln ist. Da ich keine Unterlagen, geschweige denn einen Schmierplan hatte, mußten die Lagerstellen einzeln durch Beobachtung und Bewegen des Nähwerks identifiziert werden. Das sind schon einige. Der Motor und der Anlasser stammten von einer französischen Firma „Moteurs Alexandre“. Der Motor lief beim Betätigen des Anlassers ungleichmäßig, also wurde der Anlasser zerlegt, die Kontakte gereinigt (mit Lappen und dem Chromputzmittel Autosol), neu gespannt und justiert, so daß die Kontakte gleichmäßig beim Niederdrücken des Pedals schlossen. Der Stecker des Anlassers an der Maschine ist typisch, er hat das Kontaktbild „ 0Y0Y0“. Dabei sind 0 die Kontaktbuchsen und Y die Aussparungen für die Nasen der Steckeraufnahme an der Maschine. Die Spulen für den Unterfaden haben einen Durchmesser von 21,1mm, die Höhe beträgt 9,15mm. Die Maße der Spule müssen stimmen, sonst kommt es zu Schwierigkeiten beim Nähen. Der abschließende Nähtest verlief prima, keine Stiche wurden ausgelassen und die Zierstiche kamen einwandfrei. Eigentlich kein Wunder, da diese Maschine der Dame lange Zeit als Haushaltsmaschine diente, bevor sie sich vor kurzem für eine Pfaff entschieden hat (Yeah !). Die Maschine wurde noch mit etwas Zubehör ergänzt und dann geliefert.

Die zweite Maschine in dieser Sammlung war eine Privileg zick-zack spezial. Ungünstig war, daß sie ursprünglich in einem Nähtisch eingebaut war und keinen Koffer hatte. Aber da war doch noch diese Abdeckhaube...Zu schade zum Wegwerfen. Mal schauen, was sich draus machen läßt. Zunächst wurde die Maschine gereinigt und peinlich genau alle Fadenreste und Fussel entfernt. Die Spule für den Unterfaden hat die Abmessungen 20,5mm Durchmesser und 11,65mm Höhe. Es ist eine sehr einfache Maschine mit Graugußchassis und einer Besonderheit, die ich bis dato noch nicht gesehen habe. Der Greifer ist ein CB-System (Central Bobbin), der rechtwinklig zur Maschinenachse läuft. Dabei oszilliert das Greifergehäuse synchron mit der Zick-Zack Einstellung. Heiße Konstruktion. Als Besonderheit ergibt sich daraus, daß es keinen Stichlageneinsteller gibt und bei Geradstich die Ruhelage der Nadel links an der Öffnung des Füßchens liegt. Keine Ahnung, ob das so gedacht war, jedoch habe ich keine Einstellmöglichkeit für die Stichlage gefunden, die Nadel also bei Geradstich in die Mitte des Füßchens zu bringen. Wahrscheinlich geschieht das durch die Stellschrauben, die den Zick-Zack-Ausschlag begrenzen. Nach dem Reinigungs-, Öl- und Schmierdienst zeigte es sich, daß die Maschine sonst in Ordnung war. Die Maschine hat Bohrungen im Deckel für die Schmierung. Nimmt man den Deckel ab, so findet man auch Bleche, die das so eingebrachte Öl auf die Schmierstellen verteilen soll. Diese Bleche haben noch nie irgendwelches Öl gesehen, so blank waren sie. Starke Idee, das Öl einfach an verschiedenen Stellen durch den Deckel zu pumpen. Kein Ziel, keine Dosierung. Einige wenige Einstellarbeiten waren nur nötig. Zum Beispiel der Antriebsriemen, der durch Lösen der Befestigungsschraube des Motors gespannt werden konnte. Als Nählicht kam noch eine 220V/15W-Birne in das Gerät. Es lohnte sich, weitere Arbeit hineinzustecken. Dazu nahm ich eine 6mm-Sperrholzplatte, verstärkte sie auf der Unterseite mit Leisten und baute mit Latten ein Gestell in 65mm Höhe, um das Chassis aufzunehmen. Das Chassis braucht eine Öffnung von 373x180 mm. Allerdings muß man die Platte so aufbauen, daß die Aufnahme des Chassis links sitzt, denn das Antriebsrad hat einen Überhang nach rechts von 70mm. Im Restekasten fand ich noch zwei Bleche, die passende Rillen für die Verschlüsse der Abdeckhaube hatten und schraubte sie fest. Beim Aufsetzen der Haube stellte es sich heraus, daß die Maschine auf der Platte etwas zu hoch für die Haube war, so daß eine Bohrung oben in der Haube für die Spulerwelle notwendig wurde, um die Maschine sicher zu verpacken. Beim Stöbern in verschiedenen Nähforen fand sich noch die Bedienungsanleitung für eine Privileg 180/190, die ausgedruckt und beigelegt wurde. Ein gebrauchter Anlasser kam kurze Zeit später für den Motor (U28A30-1401) über das berühmte Auktionshaus im Internet dazu und machte nach dem Überholen das System komplett. Wieder was fertig zur Lieferung.

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