Drehmaschine WABECO D2400 electronic

Die Drehmaschine lief mir so etwa im Jahre 1992 zu und dient treu bis heute. Im Herbst 2016 mußte ich mich doch mal um sie kümmern, da der Antrieb des Kreuzschlittens im Laufe der Zeit immer mehr Spiel (so 0,4mm) bekam und die Maschine immer stärker brummte, wenn ich sie einschaltete. Gehen wir den Dingen mal auf den Grund. Am Kreuzschlitten unten ist eine Mutter verankert. Diese ist aus Bronze. Dort geht die Längsspindel durch, die ist aus Stahl. Man kann sie entweder mit der Hand an einer Kurbel rechts drehen, oder der automatische Vorschub treibt die Spindel an. Dafür gibt es eine Kupplung im Gehäuse, die über einen Drehhebel betätigt wird. Um an die Mutter heranzukommen, muß man den oberen, mechanischen Teil der Maschine vom unteren abnehmen. Im unteren Teil sitzt der Motor, die Schalter für Ein und Aus, linksrum und rechtsrum und die Regelelektronik. Dazu löst man zunächst die Keilrippenriemen vom Antrieb und nimmt sie ab. Dann löst man die vier Muttern der Befestigungsbolzen auf der linken Seite und zwei Bolzen M8 am anderen Ende. Nun kann man den mechanischen Teil der Drehmaschine vom Antriebskasten abheben und umgedreht auf eine Werkbank legen. Nun sieht man die Befestigung der Spindelmutter. Selbstverständlich liefert die Firma Wabeco noch Ersatzteile für diese Maschine und nach kurzer Zeit war das Päckchen da. Der Tarif inklusive Versand war 60€. Die Mutter ist glücklicherweise zweigeteilt, so daß man die Längsspindel nicht ausbauen muß. Die beiden Teile der Mutter sind mit zwei Spannhülsen 4mm zentriert und mit einer Schraube M5 gesichert. Um dort gut ranzukommen, baut man die Abdeckung der Längsspindel aus. Dann löst man die Befestigungsschrauben der Mutter am Kreuzschlitten und nimmt den Steg ab. Dann kann man den Kreuzschlitten aus dem Weg schieben. Mit Unterlagen aus Holzklötzen und Flacheisen stützt man die Mutter, um die Spannhülsen mit einem Durchschlag 4mm auszutreiben. Dabei reicht die Hälfte der Strecke. Man kann die Schraube nun lösen und die beiden Teile der Mutter entnehmen. Die Längsspindel wird gereinigt und sparsam mit neuem Fett versehen. Nun kann die neue Mutter an ihren Platz. Sie wird durch Austreiben der Spannhülsen aus der einen Hälfte vorbereitet und dann eingesetzt. Nun drückt man die Spannhülsen am besten mit einer Wasserpumpenzange ein und sichert die Mutter mit der Schraube. Dabei verwendete ich eine Armaturenzange, damit es keine Spuren gibt.. Immerhin ist das eine genau arbeitende Maschine, da sollte man so wenig wie möglich mit einem Hammer drauf rumklopfen. Nun zieht man den Kreuzschlitten wieder zum Befestigungszapfen der Mutter, setzt die Brücke ein und zieht die Schrauben fest. Soweit, sogut. Da in dieser Position der Drehmaschine alle Schmiernippel gut zugänglich sind, gilt es mit einer Fettpresse die günstige Stunde zu nutzen. Die Hälften der alten Mutter wurden in einem Ultraschallbad gereinigt und kamen unter das Auflichtmikroskop. Interessant war es, den Verschleiß im Gewinde zu sehen. Aber die Maschine wurde ja auch schon im Jahre 1987 hergestellt.


Standbohrmaschine ausgebaut


Der Kreuzschlitten


Befestigung Spindelabdeckung


Befestigung Oberteil


Mechanischer Teil abgenommen


Kreuztischbefestigung




Kupplung Längsvorschub


Unterbau für Mutternwechsel


Neue Mutter mit Zapfen


Die Schalen der alten Mutter


Überprüfung Leichtlauf


Spannhülsen eindrücken


Kreuztisch wieder befestigt


Längsspindel gefettet


Drehmaschine wieder montiert

Da der untere Kasten schon mal ausgebaut war, lohnte sich die Durchsicht des Motors, der Schalter und der Elektronik. Der Motor wurde zunächst mit Preßluft ausgeblasen, um den Abrieb der Kohlen zu entfernen. Hmm, ein AEG-Motor mit 750W Leistung, gute Kugellager für den Anker. Die Schleifkohlen hatten noch ausreichend Länge und der Anker war nicht eingelaufen. Das war es hier schon mal. Die Steuerung ist eine „Flott 120 751“. Hier wurden die Anschlüsse beschriftet und einige Lötstellen nachgebessert. Dann ging es an die Schalter. Der Ein- Ausschalter war ein Weber Unimat, der nicht mehr hergestellt wird. Im Wesentlichen hat er neben dem Ein- und Ausschalten die Aufgabe, zu verhindern, daß die Maschine nach einem Spannungsausfall wieder anläuft, wenn die Spannung wieder da ist. Das Ding brummte stark, wenn Spannung angelegt wurde. Dies kam auch daher, da alle Befestigungszungen über die Zeit abgebrochen waren. Habe den Ausschnitt für den Schalter im Gehäuse nachgemessen, er war wohl etwas zu knapp. Als Ersatz fand ich einen Schalter von Tripus (etwa 15€), der keine Wippe, sondern Drucktasten für die beiden Funktionen hatte. Dafür mußte die Gehäuseöffnung auf beiden Seiten um jeweils einen Millimeter aufgefeilt werden. Dann paßte das. Bei der Beschaltung war noch ein Trick notwendig, um die Schaltung des Weber Unimats zu erreichen. Weiter war es notwendig, den Anschluß der Spule von Flachstecker 6,3mm auf 2,5mm umzucrimpen. Allerdings hatte ich mir das Foto des Tripus nicht genau genug angeschaut, denn mit dem Schalter kam kein Rahmen, der die Kunststoffabdeckung des Schalters befestigte. Daher galt es noch einen Rahmen aus Alublech zu fertigen, damit kein Schmutz oder Feuchtigkeit in den Schalter kommt. Schnelle Laubsägearbeit und erledigt.


Motor, Schalter und Steuerung


Schalter und Verkabelung


Die Steuerung, beschriftet


Leiterbahnseite


Herstellungsdatum


So eine bist Du also..


Der Wendeschalter


Der Maschinenschutzschalter


Weber Unimat


Der neue Tripus mit Rahmen

Bei der Endmontage kam mir noch die Idee, die Maschine 10cm höher auf dem Werktisch aufzubauen, als sie war. Es arbeitet sich leichter und geht weniger auf den Rücken. Ein weiterer Vorteil ist Abstellraum unter der Maschine für Werkzeuge und Material. Dafür wurden vier abgesägte Beine von einem Fußballkicker verwendet und Stücke Gewindestange M12 verwendet. Die Maschine schwingt nicht und ist eigentlich so fest wie vorher. Und so gehen wir beide in die nächste Runde.


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