Nähmaschine Bernina 1005
Meine Beste von Allen entschied sich vor kurzem, einen Nähkurs zu belegen. Der Veranstaltungsort war in Laufentfernung und der Veranstalter stellte auch Maschinen (Bernina 1005), falls es gewünscht wäre. Am ersten Tag wollte sie einen Tischläufer nähen und hatte sich dafür auch schon Stoff besorgt. Nach der Nähstunde kam sie mit Ihrer Arbeit ziemlich enttäuscht nach Hause. Sie erzählte, daß die Nähte nicht sauber geworden wären und daß die Maschine Stiche ausgelassen hätte. Auf meine Frage, mit welcher Einstellung sie genäht hätte, sagte sie mir, daß es am praktischsten war, mit Nadelstellung links zu nähen. Für die nächste Nähstunde überredete ich sie, doch mit dem Auto zu fahren und eine meiner Pfaff Maschinen, die creative 1471, mitzunehmen. Gesagt, getan, immerhin eine kleine Einweisung von 30 Minuten war noch drin und nach der nächsten Stunde kam sie mit einem prima Tischläufer zurück (verschmitztes Grinsen meinerseits habe ich mir verkniffen). Nunja, ich bot ihr an zu klären, ob sie nach der nächsten Stunde die ursprüngliche Maschine mal mitbringen könnte, dann würde ich gerne mal danach schauen. Es zog sich noch ein bißchen (wie lange geht das, was kostet das, ernsthaft?,1 Woche, nix, ja), dann war die Maschine da.
Ok, also eine Bernina 1005. Gebaut 1991. Eine CB_Maschine (central bobbin), im Vergleich zu Umlaufgreifermaschinen oszilliert der Greifer. Gemacht wird es hier über eine Zahnstange, die auf ein Kunststoffzahnrad wirkt, an dem die Gabel für den Antrieb des Greifers befestigt ist. Verschoben wird die Zahnstange über ein Pleuel. Eine Nähprobe zeigte, daß die Maschine in Nadelstellung Rechts gut nähte, in Nadelstellung Mitte ganz gut, in Nadelstellung Links wurden Stiche ausgelassen, teilweise zentimeterweise. Also erstmal Stichplatte ausgebaut (wird bei abgelassenem Transporteur ausgeclipst) und saubergemacht (bei Schulmaschinen meist lohnend). Keine Änderung des Stichbildes. Nagut, wie sieht es um das Greifertiming aus? Bei meinen Pfaffmaschinen wird das so eingestellt , daß die Nadel auf den unteren Totpunkt gestellt wird und die Greiferspitze möge nach einem Hub der Nadel um 2mm hinter der Nadel erscheinen. Hier war es so, daß der Greifer vorlief (Nadelstellung rechts: 3,7mm, Nadelstellung Mitte: 1,5mm, Nadelstellung links: 0,1mm). Zunächst schaute ich im Internet, was an Unterlagen für die Maschine verfügbar ist. Ok, eine Bedienungsanleitung in englisch, ein Handbuch der beiden großen Brüder 1020 und 1030 in deutsch und ein Servicehandbuch Bernina 1000-1030 in englisch ( Yummy !!). Die Familie ist also was die Mechanik angeht, ähnlich aufgebaut. Dort ist niedergelegt, daß bei unterem Totpunkt der Nadel die Greiferspitze auf die linke Aussparung an der Greiferlaufbahn abgeglichen wird. Um da ranzukommen, löst man die Blende hinten am Freiarm. Zwei Schrauben sind unter den Plastikabdeckungen, der Stutzen wird mit einem Inbusschlüssel gelöst. Dann löst man eine Klemmschraube (Inbus 2,5mm) an der Kupplung der Zahnstange zum Pleuel und gleicht das ab. Dabei ist es günstig, die Zahnstange mit einer Zange festzuhalten und dann die Kupplung am Pleuel durch Drehen mit dem Handrad zu verschieben. Dann zieht man die Inbusschraube wieder an und überprüft das Ergebnis auf der anderen Seite. Voraussetzung für diese Einstellung ist jedoch, daß die Maschine leichtgängig ist, also Öl- und Schmierdienst bereits abgeschlossen sind. Eine Menge Stellen sind zu bedienen, ist aber in der Serviceanleitung gut beschrieben. Kenne ich bei meinen Maschinen nicht so umfänglich. Danach nähte die Maschine wieder einwandfrei und beim Einnähen wurde auch wieder die aufgenommene elektrische Leistung gemessen. Als ich die Maschine bekam, nahm sie ohne Nählicht 85,6W auf. Nach dem Schmierdienst waren es noch 82,9W, etwas besser.
Bei der Gelegenheit noch ein paar Hinweise zum Wartungs- und Schmierdienst. Zunächst nimmt man dafür die linke Seitenblende ab. Dafür löst man die Schraube im Handrad und schraubt das innere Rad ab. Nun entnimmt man den Federring und löst die beiden nun sichtbaren Schrauben. Dann zieht man den Knopf des Schalters ab, läßt aber die Hülse auf der Welle.. In der Öffnung des Handrades sieht man eine Schraube und löst sie. Unten am Boden sitzt eine weitere Schraube der Blendenbefestigung. Und eine weitere für die rückwärtige Blende. Nun kann man die seitliche Blende abnehmen, wenn man zwei Rastnasen trennt. Die Rückblende wird nach Lösen der sichtbaren Schrauben abgenommen. Auf der rechten Seite ist ein Alublech sichtbar. Nach Lösen der Kreuzschlitzschrauben kann man es auf die Seite drücken. Nun kommt man an den Antrieb von Nadelstange, Füßchenstange und Fadenhebel ran. Pinzetten und feine Schraubendreher helfen, alle Fadenreste zu entfernen. Dabei bin ich noch auf ein gutes Hilfsmittel gestoßen, das eigentlich in der Elektronik verwendet wird. Es nennt sich „shim“ und ist ein gehärteter Stahlstreifen, der 6,3mm breit ist, jedoch nur 5/100mm stark. Damit kann man die Fäden, die sich in die Lager gezogen haben, wieder ans Licht holen, um sie dann mit einer Pinzette greifen und entfernen zu können.
Eine weitere Bernina kam zur Reparatur, hier war der Anlasser zerbrochen. Die Lager des drehbaren Teils des Pedals waren betroffen. Zunächst löst man das Logo oben auf dem Pedal mit einem feinen Schraubendreher. Dann löst man die vier Schrauben an der Unterseite. Der obere Teil wird vorne vorsichtig ausgeclipst, dann aus der Aufnahme für das Potentiometer ausgehängt. Vorsicht ist angesagt, da das Ganze noch unter dem Druck zweier Federn steht. Die abgebrochenen Auflagen wurden dann von der Oberseite abgefräst und neue Auflagen eingeschraubt. Dafür fand ich zweiteilige Kabelschellen, die von den Abmessungen her paßten. Dann das Ganze wieder zusammensetzen. Nicht ganz einfach, da die Federn wieder eingesetzt werden müssen und das Oberteil wieder mit der Aufnahme für das Potentiometer verbunden werden muß.
Ok, zwar ein netter Versuch, jedoch hielt das nicht so lange. Besonders der Regelbereich des Pedals wurde als zu gering angesehen. Also schaute ich in meinem bevorzugten Bilderbuch (ein Internetauktionshaus) nach einem Universalanlasser mit Elektronik. Für etwa 11€ wurde ich fündig, mußte aber etwas warten (sechs Wochen), da das Teil aus Hongkong geliefert wurde. Natürlich paßte der Stecker zur Maschine nicht, aber das kann man ja umbauen. Besonders auch deshalb, da der Stecker des bestehenden Anlassers nur an fünf Stellen mit Schmelzpunkten verschlossen war und sich nach Ausbohren derselben öffnen ließ. Dabei nur soviel Material abtragen, wie notwendig ist, um den Stecker zu öffnen. Denn es ist ja eine Tatsache, daß Material der Freund des Ingenieurs ist. Je mehr man hat, je mehr Möglichkeiten gibt es. Aber eins nach dem andern. Zunächst gibt einen Unterschied in der Beschaltung der beiden Anlasser. Zunächst der Original Bernina: Beide Kontakte des Netzsteckers gehen auf die Kontakte 1 und 2 des Steckers an der Maschine (ein zweiadriges Kabel). Sie gehen auch zu Kontakt 1 und 2 des Anlassers. Kontakt 3 des Anlassers geht auf Kontakt 4 des Steckers zur Maschine (dies geschieht über das dreiadrige, runde Kabel).
Nun der gekaufte Ersatzanlasser: Beide Kontakte des Netzsteckers gehen auf Kontakt 1 und 2 des dreipoligen Anschlusses für die Maschine. Der Anlasser hat zwei Anschlüsse, die gehen auf Kontakt 2 und 3 des dreipoligen Anschlusses für die Maschine. Wie der Anlasser verschaltet war, sieht man recht gut, wenn man den einen Teil des Gerätesteckers mit einem stationären Bandschleifer bearbeitet hat. Netter Effekt am Rande, das Schleifband wird mit dieser Aktion recht gut gereinigt, wenn man sonst nur Holz schleift.
Beschaltung
des neuen Anlassers
Ok, die braunen Leitungen sind auf Kontakt 2, der blaue der Netzleitung geht auf 1 und der blaue vom Anlasser geht auf 3. Dies läßt sich anschließen. Dabei wurden die Crimpzungen der Kontakte aufgebogen, die neuen Litzen angelötet, die Zungen umgelegt und das Ganze mit Gewebeschlauch zusätzlich isoliert. Aber es gilt noch, die Zugentlastung einzubauen und den Stecker für die Maschine gut zu verschrauben. Die Zugentlastung wird über zwei Gleitstücke mit Zähnchen gemacht. Hier muß man nur das größere, beigefarbene, unten etwas abschleifen, damit es paßt. Nun zum Verschließen des Steckers. Die Stutzen des unteren Teils im Griffteil des Steckers wurden mit 1,4mm durchgebohrt, dann mit 2x12mm Holzschrauben mit dem Oberteil des Steckers verschraubt. Im Kontaktbereich des Steckers kamen 2,5x5mm Blechschrauben zum Einsatz, nachdem die Stutzen mit 2,2mm vorgebohrt wurden. Paßt und ist stabil. Ach ja, außerdem funktioniert die Maschine wieder prima und der Regelbereich des Anlassers bezüglich der Geschwindigkeit der Maschine ist größer geworden.
Na, das läuft ja. Die nächste Maschine kam vorbei, sie würde bein Nähen unterhalb des Stoffes Schlaufen bilden. Ok, mal anschauen. Damit die Maschine sauber arbeitet, ist die Unterfadenspannung wichtig. Dafür wird die volle Unterfadenspule in die Spulenkapsel eingelegt und die Kombination am eingelegten Faden gehalten. Nun macht man eine leichte Jojo-Bewegung und stellt es an der Schraube der Feder der Spulenkapsel so ein, daß sich Spule und Kapsel bei der Bewegung leicht nach unten bewegen. Hier war es so, daß die Spule in der Kapsel schlecht lief. Bei näherer Betrachtung stellte es sich heraus, daß eine kleine kupferfarbene Schraube in der Kapsel locker war und so das Ablaufen des Unterfadens behinderte. Angezogen und wieder gut.
Danach nähte die Maschine wieder prima, aber eine Durchsicht wäre doch noch schön. Also Blenden ab, Stichplatte raus und ausgepinselt. Hmm, wenn ich alle Maschinen von dem Verein durch habe, kann ich mir wahrscheinlich aus den Rückständen einen Filzhut basteln ;-((. Aber egal. Irgendwie fand ich, daß die Fassung der Nählampe sehr locker saß. Sie war nicht nur locker, die Befestigung am Halteblech war abgebrochen. Irgendjemand hatte versucht, die Fassung am Halteblech festzukleben. Sinnloser Ansatz, wenn es sich um eine Bajonettfassung handelt. Ein wenig stöbern in den Schubladen brachte eine PG 9 Verschraubung zutage. Damit könnte es klappen. PG_Verschraubungen werden verwendet, um Kabel wassergeschützt in Schaltkästen einzuführen. Dabei wird nur der ober Teil der Verschraubung mit dem Sechskant gebraucht und die Befestigungsmutter der Verschraubung. Die Fassung des Nählichts mußte etwas aufgefeilt werden, damit das Gewinde durchpaßt. Die Öffnung des Halteblechs wurde mit einem Schälbohrer auf 15,3mm aufgebohrt. Dann die Zutaten noch etwas geschliffen und die Fassung paßte wieder satt in die Maschine. Dann ließ sich auch das Nählicht (230V,15W, Bajonettfassung) wieder prima aus- und einbauen.
Dann kamen zwei Maschinen vorbei, bei denen das Nählicht nicht mehr funktionieren sollte. Die Glühbirnen wären defekt gewesen und selbst nach Einsetzen von neuen Glühbirnen mit einem entsprechenden Bernina-Werkzeug würden sie nicht funktionieren. Nun denn, ans Werk und die Lampenfassungen ausgebaut. Ist etwas blöd zu machen, denn die seitliche Blende und die hintere Blende müssen ab. Dann das Alu-Abdeckblech. Nun kann man die Verkabelung der Fassung auf der linken Seite abziehen, die Fassung abschrauben und herausfummeln. Hier stellte es sich bei beiden Maschinen heraus, daß die neuen Leuchtmittel mit dem Werkzeug schräg eingesetzt und dadurch verkantet wurden. Aus den oberen Fotos ist zu sehen, wie die Fassung aufgebaut ist. Da gibt es eine Kappe aus Bakelit, die an dem Befestigungswinkel verschraubt ist. In dieser Kappe werden die Anschlüsse der Glühbirne mit den Federn eingesetzt und eingerastet. Auf diese Anordnung wird eine Hülse aus Bakelit geschraubt, die die Führungen für den Bajonettverschluß enthält. Dies wird über eine eingesetzte Blechhülse gemacht, deren Stärke zugegebenermaßen recht dünn ist. Setzt man die Glühbirne schräg an und drückt stark, so wird die Blechhülse verformt, die Pins der Glühbirne verklemmen in der Hülse und die Kontakte erreichen nicht ihre Gegenparts in der Fassung. Hier half nur, die Glühbirne vorsichtig wieder zu entfernen, kostet ja auch Geld. Nun wurde die Blechhülse wieder gerichtet und die Fassung wieder eingebaut. Eigentlich braucht man dieses zuvor beschriebene Werkzeug nicht. Man führt die Glühbirne von unten senkrecht in die Fassung ein und dreht sie solange, bis man spürt, daß die Pins in den Öffnungen der Bajonettführung liegen. Nun drückt man die Glühbirne senkrecht nach oben und dreht sie dann ein kleines Stück im Uhrzeigersinn, um sie zu verriegeln. Nach dem Anklemmen der Fassung auf der linken Seite kann man dann überprüfen, ob der Wechsel geklappt hat. Beide Glühbirnen funktionierten dann einwandfrei und nach dem reinigen und Ölen der Maschinen konnten sie wieder zurück.
Eine weitere Sache fiel mir auf. Der Schalter seitlich an der Maschine hat für den Betrieb normalerweise drei Stellungen: Aus, Motor, Motor mit Lampe. Eine Rastung war beim Drehen des Knopfes nicht mehr zu spüren. Der Mechanismus dafür liegt in der Rückwand. Hier drückt ein federbelasteter Hebel auf die Welle des Knopfes. Die Achse des Hebels (4mm Durchmesser) war abgebrochen. Naja, eine Schraube M4x12mm war schnell eingesetzt und so funktioniert das auch wieder, wenn....eine schmale Mutter mit Loctite 243 gesichert wird. Abschließend noch wie üblich eine Sicherheitsprüfung und die Maschine konnte wieder zurück (zum erneuten Einfilzen).