Aufarbeitung älterer Stühle
Wie soll ich anfangen. Neben der Tätigkeit für die Kindergärten bin ich noch ehrenamtlicher Helfer bei der Schuldnerberatung einer gemeinnützigen Organisation. Es gilt hier, die Unterlagen von Schuldnern zu sortieren, so daß sich eine Liste mit den Verpflichtungen ergibt, mit der der Schuldnerberater eine vernünftige Beratung durchführen kann. Eine Beraterin sprach mich an, sie habe zwei ältere Stühle, die mit der Zeit doch recht wackelig geworden sind, und ob ich vielleicht...Naja, warum nicht. Sie brachte die Stühle mit und sie kamen in die Werkstatt. Oh ja, ein Abenteuer, darauf zu sitzen. Es brauchte höchste Konzentration. Die Stühle waren seinerzeit mit Knochenleim zusammengesetzt worden. Das ist ein guter, aber doch sehr harter und unflexibler Klebstoff. Bei einem zierlichen Gestell ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Klebestellen nachgeben. Vorsichtig wurden die Gestelle mit einem Schrothammer in alle Einzelteile zerlegt. Dann die Klebestellen mit Dreieckschleifer, Feile und Stechbeitel von altem Leim gesäubert. Nun ging es ans Zusammensetzen. Eine Menge Leim und noch mehr Schraubzwingen halfen, die Gestelle wieder stabil zu bekommen. Dann gab es noch eine Runde Filzgleiter und die Stühle konnten wieder zurück. Die Fotos sind ein ziemliches Gewusel, aber in der Werkstatt ist halt immer was los.
Die Arbeit scheint der Dame gefallen zu haben, nach einiger Zeit meinte sie, da wären noch drei weitere Stühle mit dem gleichen Problem. Hmm, auch dies läßt sich lösen und so kamen die Gestelle in die Werkstatt. Oh, Chippendale-Stil, noch etwas zierlicher. Also los. Gestelle mit dem Schrothammer getrennt, Leimreste entfernt, zerbrochene Dübel ausgebohrt und ersetzt. Klebeflächen gereinigt und geebnet, Dübellöcher ausgebohrt. Defekte Dübel ersetzt. Dann wieder der Zusammenbau. Hier half auch ein Spanngurt neben den Schraubzwingen, da die Form doch recht geschwungen ist.
Die drei Stühle gingen zurück und der vereinbarte Nußkuchen schmeckte sehr gut.