Reparatur Mobiliar

Irgendwie kommt man zu dem Schluß, je schicker das Design und je zierlicher die Möbel sind, umso ungeeigneter sind sie für einen Kindergarten. Hier herrscht Krieg, Mensch gegen Material und aus Sicht des Reparierenden Material gegen Mensch. Besonders eine Menge defekter Stühle fanden sich immer wieder in den Sammlungen, die ich abholen durfte. Hartholz, Vollmaterial gesunder Stärke, mehrere Hartholzdübel pro Verleimung, das sind gute Voraussetzungen für das lange Leben eines Sitzmöbels. Folglich muß die Reparatur entsprechend sein. Und das ist Knochenarbeit. Jede defekte Verleimung muß getrennt, alter Leim entfernt werden. Zerbrochene Dübel müssen ausgebohrt und ersetzt werden. Meist liegt der Stuhl dann in allen Einzelteilen da. Nun mit reichlich Holzleim wieder zusammensetzen und mit mächtigen Schraubzwingen oder Spanngurten pressen, bis der Nervenarzt kommt. Ein schüchtern aufgebrachtes Tröpfchen Holzleim, der gutgemeinte Einsatz von Heißleim oder die schnelle Nummer mit dem Montagekleber oder sogar Montageschaum bringt zwar Stühle hervor, die wieder so aussehen, wie vorher, nur sind sie so nicht lange zu gebrauchen. Wie gesagt, es herrscht Krieg. Dies sieht man auch unter den Stuhlbeinen, denn die Filz- oder Plastikgleiter sind häufig einfach weg, sehr zum Leidwesen des Bodens. Daher gibt’s hier vor Auslieferung immer einen Satz neue.

Ähnliche Probleme galt es bei Schränken zu beheben. Falls das gute Stück aus Spanplatte gefertigt wurde, dann reißen die Scharnierbefestigungen früher oder später ( eher früher ) einfach weg und die Tür hängt auf halb sieben. Großflächiges, solides Ausbessern mit Vollmaterial ist der einzige Weg, hier wieder Stabilität hineinzubekommen.

So kommen die Möbel an:









Hier ging's mal um einen Tisch, dessen Bein ausgerissen war ( Tischplatte Span furniert, was sonst ). Das Tischbein liegt hinten auf der Werkbank:


Sperrholz einkleben


Buchenstab einsetzen


Na bitte, bohren und gut



Dann der Auftritt der Zwingen:


Und bist Du nicht willig...


Fuß ab? Zwinge dran.


Fertig zum Liefern






Nun der Hochstuhl als Beweis, daß Unterernährung wahrscheinlich kein Problem in unserer Gesellschaft sein sollte und die Truhe, die schlagartig ihre Scharniere verlor, da keine Öffnungsbegrenzung für die Klappe da war:




Trauriges Stück


Schneiden wir mal was


Leimen wir mal was


Pressen wir mal was


Könnte funktionieren


Mahlzeit! Ich warte.




Wieder fit ?!


Auf ein Neues



Da gab's wohl mal wieder einen Clown zum Frühstück ?






Was es nicht alles zu reparieren gibt...




Wow, ein Stuhl für Geburtstagskinder



Dann kam auch mal ein Pilz vorbei. Durch Abflachen der Spitze sollte ein Sitzpilz daraus werden. Durch den langen Aufenthalt im Trockenen war er seitlich gerissen, was ihn zum Spielen gefährlich machte. Damit er nicht so allein bei der Reparatur war, brachte er ein Bänkchen mit. Die Aufnahmen zeigen den Pilz bereits nach dem Einsatz der Kettensäge:


Hallo, ihr Beiden


Gezwungen


Ausstechen und glätten


Leimen und stopfen


Schleifen und freuen

Dann noch eine Bank und etwas Fleißarbeit:


Ist sie nicht zierlich ?Grrr


Gewinnerkonvolut I


Gewinnerkonvolut II



Durch die zierliche Bauweise war die hintere rechte Strebe von der Lehne bis zum Boden gerissen. Aber wie heißt es doch in Abwandlung eines Westernklassikers: „Mit Leim und einer Handvoll Schrauben....“

Und der Gewinner in der Möbelkategorie im Jahre 2010 mit einem Auftragsvolumen von 22 Stühlen, 8 Tischen und Bänken, umfangreichen Schleifarbeiten an den Geräten im Turnraum zur Entsplitterung plus Aufpumpen von allem, was Luft faßte, ist......

Eine Kindertagesstätte im Kreis Offenbach. Danke für das Vertrauen, es war mir eine Freude.

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